Daniela Klette: Mordvorwurf im RAF-Prozess fallengelassen
Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette vor dem Landgericht Verden hat es eine überraschende Wendung gegeben: Der Mordvorwurf wurde fallengelassen. Diese Entscheidung bedeutet, dass der schwerwiegendste Punkt der Anklage nicht länger Gegenstand des Verfahrens ist und Klette im Falle einer Verurteilung mit einer milderen Strafe rechnen kann.
Hintergrund der Anklage
Daniela Klette steht seit März 2024 vor Gericht, angeklagt wegen einer Serie von Überfällen auf Supermärkte und Geldtransporter, die sich zwischen 1999 und 2016 ereignet haben sollen. Gemeinsam mit ihren mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub soll sie in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein agiert und dabei über 2,7 Millionen Euro erbeutet haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.
Der Fall Stuhr: Schlüsselszene der Anklage
Ein zentraler Punkt der Anklage war der Überfall auf einen Geldtransporter im niedersächsischen Stuhr im Juni 2015. Dabei soll ein Schütze mehrfach auf das Fahrzeug gefeuert haben, wobei zwei Kugeln die Fahrerkabine durchschlugen. Glücklicherweise blieben die Geldboten unverletzt. Die Staatsanwaltschaft wertete diese Schüsse zunächst als versuchten Mord.
Gerichtsurteil: Bedingter Tötungsvorsatz statt Mord
Das Landgericht Verden kommt nun zu einer anderen Einschätzung. Die Richter gehen von einem „bedingten Tötungsvorsatz“ aus, bei dem der Schütze letztendlich von der Tötungshandlung zurückgetreten sei. Dies hat zur Folge, dass der Mordvorwurf fallen gelassen wurde.
Ausblick auf den weiteren Prozess
Obwohl der Mordvorwurf vom Tisch ist, bleiben die Anklagen wegen der zahlreichen Raubüberfälle bestehen. Der Prozess, der auf rund zwei Jahre angesetzt ist, wird sich nun voraussichtlich auf diese Vorwürfe konzentrieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Entscheidung des Gerichts den Verlauf des Verfahrens beschleunigen wird.
Die Festnahme von Daniela Klette im Februar 2024 in Berlin, nach langer Fahndung, markierte das Ende eines langen Lebens im Untergrund. Sie soll wie Staub und Garweg der Kommandoebene der dritten Generation der linksterroristischen RAF angehört haben. Der Prozess in Verden (Aktenzeichen 1 Ks 112/24) soll die Rolle Klettes in den Raubüberfällen der Jahre 1999 bis 2016 aufklären.