Karl Schlögel erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025
Der renommierte Historiker und Essayist Karl Schlögel wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025 ausgezeichnet. Die Jury würdigt Schlögel als einen wichtigen Beobachter gesellschaftlicher Veränderungen und Warner vor der aggressiven Politik Wladimir Putins. Die Preisverleihung findet am 19. Oktober in der Frankfurter Paulskirche statt, traditionell am Abschlusstag der Frankfurter Buchmesse.
Ein Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen
Der Stiftungsrat des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels begründet seine Entscheidung mit Schlögels Fähigkeit, empirische Geschichtsschreibung mit persönlichen Erfahrungen zu verbinden. Bereits vor dem Fall des Eisernen Vorhangs erkundete Schlögel Städte und Landschaften Mittel- und Osteuropas. Seine Werke, darunter „Terror und Traum“ und „Das sowjetische Jahrhundert“, gelten als Maßstäbe für eine anschauliche und lebendige Geschichtsschreibung.
Warnung vor Putins Expansionspolitik
Besonders hervorgehoben wird Schlögels frühe Warnung vor der Expansionspolitik Wladimir Putins und dessen autoritär-nationalistischem Machtanspruch. Die Jury betont, dass Schlögel die Ukraine als integralen Bestandteil Europas beschreibt und zur Verteidigung des Landes im Sinne einer gemeinsamen Zukunft aufruft. Seine Mahnung lautet: „Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.“
Ein Leben für Osteuropa
Karl Schlögel, geboren 1948 im Allgäu, reiste bereits 1966 in die Sowjetunion und erlebte 1968 den Prager Frühling. Sein Studium der osteuropäischen Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik an der Freien Universität Berlin prägte seinen weiteren Werdegang. Schlögels Forschungsschwerpunkte liegen auf der Kultur- und Zeitgeschichte Russlands und Osteuropas, den Spuren deutscher Geschichte in Osteuropa sowie Flucht- und Wanderbewegungen.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihre Tätigkeit in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen Deutschlands. Zu den früheren Preisträgern gehören Albert Schweitzer, Hermann Hesse, Astrid Lindgren und Anne Applebaum.